Arzt am PC - Telemedizin
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Telemedizin - Chancen und Risiken

Telemedizin revolutioniert die Gesundheitsversorgung, indem sie innovative Lösungen für Patienten und Ärzte bietet. In diesem digitalen Zeitalter eröffnet sie neue Möglichkeiten, bringt aber auch Herausforderungen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes mit sich.

Was ist Telemedizin und wo kommt sie zum Einsatz?

Telemedizin bezeichnet die Erbringung medizinischer Dienstleistungen in den Bereichen der Diagnostik, Therapie, Rehabilitation sowie der ärztlichen Entscheidungsberatung mittels telekommunikativer und informationstechnologischer Mittel. Sie ermöglicht es Gesundheitsdienstleistern, über Distanz mit Patienten zu interagieren und verfolgt das Ziel, die ärztliche Versorgung besonders in ländlichen Bereichen zu optimieren und zu verbessern. 

Einige Schlüsselbereiche sind:

  • Online-Videosprechstunde: Hierbei führen Arzt und Patient Gespräche über Videoanrufe. Dies ist besonders nützlich für Erstberatungen oder Nachsorgeuntersuchungen.

  • Telemonitoring: Bei chronischen Krankheiten wie Diabetes können Patienten ihre Vitaldaten überwachen und diese Daten zur Auswertung elektronisch an ihren Arzt senden.

  • Teletherapie: Psychologische Beratung und Therapiesitzungen über das Internet ermöglichen es Patienten, Unterstützung zu erhalten, ohne physisch anwesend sein zu müssen.

  • Telekonsil: Ärzte können sich bei komplexen Fällen über telemedizinische Plattformen mit Kollegen beraten, um Diagnosen zu stellen oder Behandlungspläne zu entwickeln.

Unabhängig von technischen Schwierigkeiten ist es aber wichtig zu beachten, dass sich viele Diagnosen ohne körperlichen Kontakt erst gar nicht aufstellen lassen. Die Fernbehandlung hat demnach Grenzen, die in der Muster-Berufsordnung-Ärzte (MBO-Ä) festgelegt sind. Nach § 7 Abs. 4 MBO-Ä dürfen ärztliche Behandlungen, darunter auch die Beratung, nicht ausschließlich digital durchgeführt werden. Der physische, unmittelbare Kontakt bleibt demnach der Grundsatz. Der ausschließliche Kontakt über Kommunikationsmedien ist im Einzelfall zulässig, wenn dies ärztlich vertretbar ist, eine umfassende Aufklärung stattgefunden hat und die erforderliche ärztliche Sorgfalt gewahrt wird.

Welche Chancen bietet die Telemedizin?

Der Hauptvorteil der Telemedizin liegt in ihrer Ortsunabhängigkeit. Das ist besonders in ländlichen und abgelegenen Gebieten von Bedeutung, da es hier einen Mangel an Fachärzten gibt. Sie ermöglicht den Zugang zu medizinischer Versorgung, unabhängig von der geografischen Lage des Patienten. So können sich Patienten lange Anfahrtswege und Wartezeiten sparen, was besonders chronisch erkrankten Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu Gute kommt. Telemedizin kann somit die Effizienz in der Gesundheitsversorgung fördern und die Gesundheitskosten reduzieren.

Welche Risiken bestehen?

Obwohl die Telemedizin viele Vorteile bietet, stehen ihrem Einsatz einige Hürden im Weg. 

Beispielsweise haben ältere Menschen oft nur wenig Erfahrung mit digitalen Medien, weshalb diese Art der Behandlung schnell eine größere Herausforderung sein kann, als dass sie Last von den Patienten nimmt. Außerdem ist das Internet in vielen Regionen Deutschlands nach wie vor sehr instabil oder langsam, was die Kommunikation erheblich erschweren kann. 


Zudem sind die Möglichkeiten der körperlichen Untersuchung eingeschränkt, da es in der Regel zu keinem zwischenmenschlichen Kontakt zwischen Patienten und medizinischem Personal kommt. Dies kann sowohl die Untersuchung an sich als auch die darauf basierende Diagnose beeinflussen.

Datenschutz und Datensicherheit in der Telemedizin

Das größte Risiko der Telemedizin ist aber folgendes: Datenschutz und Datensicherheit. 

Wenn Telemedizin eingesetzt wird, müssen Gesundheitsdaten übertragen und gespeichert werden. Gesundheitsdaten werden durch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in besonderem Maße geschützt, denn sie gelten als besonders sensible personenbezogene Daten (Art. 9 Abs. 1 DSGVO). Arztpraxen müssen zur Verarbeitung dieser Daten (z.B. bei Durchführung einer Online-Sprechstunde) eine ausdrückliche und freiwillig abgegebene Einwilligung des Patienten einholen (Art. 9 Abs. 2 lit. a DSGVO). Hierfür muss der Patient im Voraus über alle datenschutzrechtlichen Aspekte informiert werden.

Eine Datenschutzverletzung stellt ein großes Risiko dar: Kommt es zu einem Cyberangriff, können sensible Patienteninformationen in fremde Hände gelangen und missbraucht werden. Unternehmen im Bereich Telemedizin müssen daher strenge Sicherheitsprotokolle und Datenschutzrichtlinien implementieren, um die Vertraulichkeit und Integrität der Patientendaten zu gewährleisten. Das erfordert eine sichere Infrastruktur, die einen Zugriff durch Dritte unbedingt verhindern sollte. 


Allerdings gehen die Anforderungen für viele Bereiche, in denen Telemedizin eingesetzt wird, über die Vorschriften der DSGVO hinaus. So müssen Ärzte und Ärztinnen, die beispielsweise Videosprechstunden anbieten, eine Zertifizierung gemäß der Vorgaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (GKSV) vorweisen.

Maßnahmen für einen datenschutzkonformen Einsatz von Telemedizin

  • Patientenaufklärung und Einwilligung

    • Informiere die Patienten umfassend darüber, wie ihre Daten gesammelt, verwendet und geschützt werden. Hole eine informierte Einwilligung ein, bevor du mit der Telemedizin beginnen

  • Sichere Kommunikation

    • Verwende sichere Kommunikationskanäle, wie verschlüsselte Video- und Audiokommunikation, um die Vertraulichkeit der übertragenen Gesundheitsdaten sicherzustellen

    • Setze hierfür Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein

    • Das BSI hat hierzu eine technische Richtlinie für die Verschlüsselung von Gesundheitsdaten in der Telemedizin veröffentlicht 

  • Datenspeicherung und -löschung

    • Lege klare Regeln für die Datenspeicherung und -löschung fest. Lösche die Daten gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen.

  • Authentifizierung und Autorisierung

    • Implementiere starke Authentifizierungsmechanismen, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen auf Patientendaten zugreifen können

  • Regelmäßige Schulungen

    • Schule das medizinische Personal regelmäßig in Bezug auf Datenschutzbestimmungen und sichere Telemedizinpraktiken

Fazit

Telemedizin ist ein vielversprechender Fortschritt im Gesundheitswesen, der die Versorgung verbessern und den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen erweitern kann. Allerdings müssen die Risiken, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, sorgfältig gemanagt werden, um das Vertrauen der Nutzer zu sichern und die Integrität des Gesundheitssystems zu wahren.

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